Banse, Frauke : Die Geopolitik der neuen post-kolonialen Schuldenkrise
DOI: 10.5771/0342-300X-2025-3-195
Seiten 195-202
Zusammenfassung
Der Beitrag untersucht die Ursachen der gegenwärtigen Schuldenkrise postkolonialer Staaten in ihrem geopolitischen bzw. geoökonomischen Kontext. Er zeigt, dass die Handhabung der ersten großen Schuldenkrise des Globalen Südens in den 1980er Jahren zentrale Weichen für die heutige Verschuldung gestellt hat. Maßnahmen wie die Einführung der Brady-Bonds und die Strukturanpassungsmaßnahmen haben die „passive Extraversion“ (Becker) postkolonialer Staaten vertieft und damit das Schuldenproblem verschärft. Sowohl in der Schuldenkrise der 1980er als auch in der heutigen spielen geopolitische/geoökonomische Interessen eine große Rolle. In der gegenwärtigen Debatte wird allerdings die Rolle Chinas überbewertet und die Rolle der privaten Gläubiger für die Krisendynamik unterschätzt.
Schlagworte: Internationalisierung, Weltwirtschaft, Finanzmärkte, Schuldenkrise
Abstract
The article analyses the causes of the current debt crisis of post-colonial states in their geopolitical and geo-economic contexts. It shows that the handling of the first major debt crisis in the Global South in the 1980s set the course for today’s debt situation. Measures such as the introduction of Brady Bonds and structural adjustment programmes have deepened the “passive extraversion” (Becker) of post-colonial states and thus exacerbated the debt problem. Geopolitical/geo-economic interests play a major role in both the debt crisis of the 1980s and today. In the current debate, however, the role of China is being exaggerated, and that of private creditors in the crisis dynamics underestimated.